Prof. Dr. Lena Kästner
Charakterisierung des Preises
Der „Bayreuther Lehrpreis für digital unterstützte Lehre“ wird seit dem WS 2017/2018 vergeben. Mit diesem Lehrpreis möchte die Hochschulleitung Lehrende mit besonderem Engagement für die Gestaltung von Lehr-Lernprozessen mit digitalen Ressourcen auszeichnen. Alle Lehrenden können sich eigenständig oder nach Aufforderung für diesen Preis mit der Darstellung ihrer durchgeführten Lehr-Lernszenarien mit digitalen Ressourcen bewerben. Die Auswahl einer Preisträgerin bzw. eines Preisträgers erfolgt durch ein sechsköpfiges Gremium mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Hochschulleitung, dem Zentrum für Hochschullehre (ZHL), dem Studierendenparlament (StuPa) sowie der Servicestelle für Chancengleichheit.
Würdigung der Leistung
In diesem Jahr wird Frau Prof. Dr. Lena Kästner, Professorin für Philosophie, Informatik und künstliche Intelligenz an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät, mit dem „Bayreuther Lehrpreis für digital unterstützte Lehre“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung bezieht sich auf ihre Lehrveranstaltung mit dem Titel „AI, Robots, Superintelligence: Philosophy in Fiction“, welche im WS 2024/25 wöchentlich mit 10 Studierenden der UBT durchgeführt wurde; die Hauptzielgruppe waren Studierende aus dem neuen M.Sc./M.A.-Studiengang „Philosophy and Computer Science“. Inhaltlicher Kern des Seminars waren Debatten über die Natur von Intelligenz und künstlicher Intelligenz, wobei philosophische Konzepte und Argumente mit Szenarien aus der Science-Fiction verglichen wurden. Ziel war es, philosophische Argumentationen kritisch zu analysieren, zu diskutieren, wie sie sich auf aktuelle technologische Entwicklungen beziehen, und darüber zu reflektieren, wie die Gesellschaft die Zukunft der KI und ihre Auswirkungen auf das moderne Leben sieht. Dazu setzte das Seminar auf drei Ebenen an: eine philosophisch-inhaltliche mit unmittelbarem Forschungsbezug, eine handwerkliche, die wichtige Kernkompetenzen in philosophischem Schreiben vermittelt und übt, und eine reflektierende, die sich mit den Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von KI im Studium befasst.
Professorin Kästner ist den Herausforderungen des Seminars auf didaktischer Ebene mit vielen interaktiven Elementen und der Integration vieler studentischer Initiativen begegnet, so dass diese Veranstaltung zu einem kreativen, interdisziplinären und zudem innovativen Lehr-Lern-Szenario an der Universität Bayreuth beigetragen hat.
Während des gesamten Kurses haben die Studierenden das philosophische Schreiben in kurzen Aufsätzen geübt. Zur Belebung und Bereicherung der Diskussionen wurde sowohl mit Peer-Feedback als auch mit KI-Tools gearbeitet. Außerdem wurde ein externer Experte online in einer Sitzung hinzugezogen. Im Detail wurde eine beachtliche Zahl digital unterstützter didaktischer Herangehensweisen umgesetzt. Hier die wichtigsten Beispiele:
Filme & Texte. Die Gegenüberstellung klassischer Literatur mit der Darstellung philosophischer Themen in Filmen schaffte einen leichten Zugang zur Philosophie der KI.
Schreibtraining mit KI. Für das Schreibtraining waren Essays zu philosophischen Themen und Fragen des Kurses zu schreiben. Für diese Essays stand das KI-Tool LearnAssist für Feedback zur Verfügung.
Peer Review. Um das KI-Feedback kritisch zu reflektieren, wurde es mit Peer Feedback aus einem (asynchronen online durchgeführten) double blind peer review -Verfahren zu einem der Essays verglichen. Dies half den Studierenden, die Stärken und Schwächen von generativer KI differenzierter einzuschätzen.
KI-Zusammenfassungen (Diskussionen und Texte). Die Erfahrungen mit KI und Peer Feedback wurden in Gruppendiskussionen reflektiert, die aufgezeichnet und mit KI-Tools zusammengefasst und ebenfalls kritisch reflektiert wurden.
Die Studierenden haben die Lehrveranstaltung überwiegend positiv bewertet. Insbesondere die Nutzung von KI-Tools, die Einbindung eines externen Experten sowie die Nutzung von Filmen statt nur Texten wurden sehr positiv hervorgehoben. Die Qualität des LearnAssist wurde kritisch angemerkt, ein Punkt, an dem Frau Kästner zukünftig Verbesserung bewirken möchte. Weitere Optimierungen beziehen sich auf die Zusammenfassungen.
Professorin Kästner hat mit ihrer Lehrveranstaltung beispielhaft aufgezeigt, wie hervorragende Lehre mit vielfältigen digitalen Ressourcen sehr interaktiv und lernprozessorientiert durchgeführt werden kann, so dass ein erheblicher Mehrwert insbesondere im kritischen Umgang mit KI für die Studierenden besteht.
Mit dem Lehrpreis und der damit verbundenen Dotierung (1.000,00 € und Finanzierung einer E-Tutorin/eines E-Tutors für 5 Monate) wird Frau Prof. Dr. Lena Kästner darin unterstützt, Optimierungsmöglichkeiten für die Lehrveranstaltungen in den kommenden Semestern umzusetzen. Wir wünschen ihr viel Erfolg dabei!
Wichtige Stationen des Lebenslaufs
Prof. Dr. Lena Kästner studierte von 2006 bis 2010 an der Universität Osnabrück Kognitionswissenschaft und am University College London Cognitive Neuroscience. 2014 erfolgte ihre Promotion in Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2022 ist sie an der Universität Bayreuth Professorin für Philosophie, Informatik und künstliche Intelligenz. Prof. Kästner leitet die Projekte „Explainable Intelligent Systems“ und „For the Greater Good? Deepfakes in der Strafverfolgung“.
Sie ist Mitgründerin des Bayreuther „Research Center for AI in Science and Society“ (RAIS²), dessen Ziel es ist, das Thema „Künstliche Intelligenz“ über die Grenzen der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen hinweg an der Universität Bayreuth voranzutreiben. Professorin Kästner leitet innerhalb von RAIS² die Arbeiten zu den Auswirkungen des breiten Einsatzes von KI auf die moderne Gesellschaft.
Zudem leitet sie den Masterstudiengang „Philosophy & Computer Science“.
2023 war sie Visiting Scholar in Cambridge, 2024 Research Fellow am Weizenbaum Institut.