Dr. Franz Krah
Charakterisierung des Preises
Der Wissenschaftspreis des Universitätsvereins Bayreuth e.V. wird jährlich für herausragende akademische Leistungen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Universität Bayreuth verliehen. Der Preis ehrt wissenschaftliche Leistungen, die weit über die Promotion hinausreichen.
Würdigung der Leistung
Dr. Franz Krah arbeitet als Mykologe in einem Forschungsbereich, der im Vergleich zu Flora und Fauna noch deutlich weniger erforscht ist. Seine Forschung vereint ökologische, evolutionäre und datenwissenschaftliche Ansätze, um die Dynamik und Anpassungsfähigkeit pilzlicher Lebensgemeinschaften im Kontext globaler Umweltveränderungen zu verstehen. Bereits seine frühen Arbeiten – etwa zur Rolle des Makroklimas für saprophytische Pilze – zeugen, so Professor Dr. Bässler (Inhaber des Lehrstuhls für Ökologie der Pilze, Universität Bayreuth), von einem ausgeprägten Verständnis ökologischer Zusammenhänge und leisten einen Beitrag zu Diversitätsforschung. Seine Masterarbeit bei Prof. David Hibbett (Clark University, USA) zur Evolution holzabbauender Pilze führte zur Publikation einer vielfach zitierten Studie (Krah et al.2018, BMC Evolutionary Biology) und markierte den Beginn einer internationalen wissenschaftlichen Laufbahn. Im Rahmen seiner Promotion (2016–2019) am Nationalpark Bayerischer Wald konnte Dr. Krah zeigen, wie Wirtsbaummerkmale und Umweltfaktoren die Zusammensetzung von Pilzgemeinschaften auf Totholzbeeinflussen – publiziert im Journal of Ecology (2018). Besonders hervorzuheben ist seine anschließende Arbeit zur thermoregulatorischen Funktion von Pilzfarben (Nature Communications), mit der er ein neues Forschungsfeld – die sogenannte „Farbbiologie“ bei Pilzen – mitbegründete. Die Dissertation wurde mit summa cum laude bewertet. Dr. Krah ist heute mit einem h-Index von 15 (Google Scholar) und 30 wissenschaftlichen Publikationen, davon mehrere in führenden Journalen, ein produktiver Nachwuchswissenschaftler.
In Ecology Letters (2023) publizierte er eine globale Analyse der Fruchtungsphänologie von Pilzen – ein methodisch und thematisch innovativer Beitrag zur Frage, wie Pilze auf klimatische Veränderungen reagieren. Im Rahmen des EU-Projekts Fun Dive leitet er ein Arbeitspaket zur Modellierung zeitlicher Veränderungen von Pilzgemeinschaften und deren Bedeutung für den Naturschutz. Seine aktuellen Arbeiten zur intraspezifischen Variabilität pilzlicher Merkmale, für die ein Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gestellt wurde, zeigen eine Verbindung von molekularbiologischen und ökologischen Methoden, mit denen sich die Anpassungsfähigkeit von Arten unter veränderten Umweltbedingungen besser abschätzen lässt. Dr. Krah ist aktuell Akademischer Rat a.Z. an der Universität Bayreuth und im Habilitationsverfahren. Vor Kurzem wurde die Zwischenevaluierung erfolgreich abgeschlossen.
Zusätzlich zur eigenen Forschung betreut Dr. Krah Studierende. Er vermittelt ökologische und taxonomische Grundlagen sowie aktuelle methodische Ansätze im Bereich der Merkmalsökologie. Seine Lehre ist praxisnah, forschungsbasiert und vielfachinterdisziplinär ausgerichtet. Zusätzlich engagiert er sich in der Wissenschaftskommunikation und macht pilzökologische Forschung auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich – etwa durch Vorträge, Medienbeiträge und populärwissenschaftliche Artikel.
Dr. Krah hat sich durch seine bemerkenswerten wissenschaftlichen Arbeiten, sein forschungsorientiertes Lehrkonzept und sein Engagement in der Nachwuchsförderung als profilierter Wissenschaftler etabliert. Seine Arbeiten leisten einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung der Pilzökologie und berühren zugleich zentrale Fragen der Biodiversitätsforschung im Klimawandel. Die Auszeichnung mit dem Wissenschaftspreis des Universitätsvereins Bayreuth e.V. würdigt seine bisherigen Leistungen und unterstützt seine weitere Forschung.
Wichtigste Stationen des Lebenslaufes
Franz-Sebastian Krah begann seine akademische Laufbahn mit einem Magisterstudium der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (2008–2010), das er mit den Schwerpunkten Analytische Philosophie und Sprachphilosophie absolvierte und die Zwischenprüfung mit Auszeichnung bestand. Parallel dazu entwickelte sich sein Interesse an ökologischen Fragestellungen, das ihn zu einem Bachelorstudium der Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement an der Technischen Universität München führte (2008–2013). Seine Bachelorarbeit widmete sich der Diversität und ökologischen Rolle von Pilzgemeinschaften in einem unbewirtschafteten Fichtenwald des Nationalparks Bayerischer Wald (Betreuung: Prof. Dr. Claus Bässler), womit er den Grundstein für seine spätere Forschung im Bereich der Pilzökologie legte. Bereits während des Studiums sammelte er umfangreiche praktische und wissenschaftliche Erfahrungen. Im Anschluss war er im Nationalpark Bayerischer Wald als freier Mitarbeiter tätig und beteiligte sich am Projekt BIOHOLZ, in dem er Pilzarten morphologisch identifizierte. Anschließend setzte er seine Ausbildung im Masterstudium Biologie an der Technischen Universität München fort (2013–2015), das er mit Auszeichnung abschloss. In seiner Masterarbeit, betreut von Prof. Dr. Hanno Schäfer, untersuchte er die Wirtsassoziationen und Substratdynamiken holzzersetzender Pilze anhand phylogenetischer Vergleichsmethoden und einer groß angelegten Phylogenie der Basidiomyceten. Während eines Forschungsaufenthalts an der Clark University (Massachusetts, USA) in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. David S. Hibbett vertiefte er seine Kenntnisse in der Evolution holzzersetzender Pilze. Von 2015 bis 2019 promovierte Franz-Sebastian Krah im Fach Biologie an der Technischen Universität München. Seine Dissertation mit dem Titel „Pattern and processes of fungal community ecology“ wurde mit summa cum laude bewertet. Während der Promotionszeit war er zudem als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Nationalpark Bayerischer Wald, Abteilung Forschung und Naturschutz, im Bereich Mykologie tätig.
Nach Abschluss der Promotion arbeitete er zunächst als Postdoktorand an der Philipps-Universität Marburg (2019) im Rahmen des Projekts BIOHOLZ (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Roland Brandl). Anschließend war er als Research & Development Manager für Künstliche Intelligenz am DFGE – Institut für Energie, Ökologie und Ökonomie in Greifenberg tätig, wo er sich mit der Anwendung datenbasierter Methoden in Umwelt- und Nachhaltigkeitskontexten beschäftigte.
Von Mai 2020 bis März 2023 forschte Franz-Sebastian Krah als Postdoc am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität Frankfurt im Bereich Naturschutzbiologie (Prof. Dr. Claus Bässler). Gemeinsam mit Prof. Bässler wechselte er nach Bayreuth. Seit April 2023 ist er Akademischer Rat auf Zeit (Postdoc) am Lehrstuhl für Ökologie der Pilze an der Universität Bayreuth, wo er sich mit der funktionellen Diversität, den biogeografischen Mustern und den ökologischen Prozessen von Pilz-Gemeinschaften beschäftigt. Parallel dazu ist er seit Oktober 2023 als Research Associate am CzechGlobe – Global Change Research Institute der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik (Brünn, CZ) tätig (Prof. Dr. Miroslav Trnka) und treibt seine Habilitation an der Universität Bayreuth voran.