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Dr. Martin Weibelzahl

Würdigung der Leistung

Professor Dr. Jens Strüker (Professur für Wirtschaftsinformatik und Digitales Energiemanagement am Kernkom- petenzzentrum Finanz- & Informationsmanagement; Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT) sieht in Dr. Weibelzahl „einen fachlich herausragenden jungen Wissenschaftler, der sich mit zentralen Herausforderungen unserer Zeit und neuen Lösungsansätzen beschäftigt“.

Nach seinem in Rekordzeit absolvierten Studium wurde Martin Weibelzahl als Forschungsstipendiat im Rahmen des Elitenetzwerk Bayern promoviert. Die Dissertation, die Weibelzahl in Wirtschaftsmathematik zu einem interdisziplinären Thema an der Schnittstelle von Strommärkten und mathematischer Optimierung verfasste, lieferte wesentliche neue Einblicke in das Zusammenspiel von Strommarktregulierung und den benötigten Investitionen in das Stromsystem der Zukunft. In seiner Zeit als Postdoktorand an der RWTH Aachen, wo er in den Forschungsbereichen für Diskrete Optimierung und Advanced Analytics tätig war, erarbeitete er sich tiefergehende Kenntnisse der Planung und Optimierung unter Unsicherheit, die insbesondere in Strommärkten von hoher Relevanz sind.

Somit hat sich Dr. Weibelzahl hat auf Basis seines interdisziplinären Hintergrunds zwei von Aktualität und höchster (gesellschaftlicher) Relevanz geprägte Forschungsfelder aufgebaut, die, so Professor Strüker „auch international nur von Wenigen in der benötigten Qualität bearbeitet werden können“.
 
Kohlendioxidemmissionen sind Treiber des Klimawandels. Um dessen negative Folgewirkungen einzudämmen, kommen verstärkt kohlenstoffarme Energiequellen zum Einsatz. Strom wird der Energie aus Kern- und Kohlekraft- werken vorgezogen. Die flächendeckende Versorgung mit „grünem“ Strom in einem immer höheren Umfang ist nicht sichergestellt. Die produzierte und die nachgefragte Menge weichen zunehmend voneinander ab, was im schlimmsten Fall zu Stromausfällen führen kann. Maßnahmen wie Netzausbau, neue Speichertechnologien, Sektorenkopplung, Flexibilität auf Seiten von Stromnachfragern oder neue flexible Produktionskapazitäten auf Basis von Gas werden als Problemlösung erörtert. Da keine der beschriebenen Flexibilitätsoptionen ohne Nachteile bzw. Herausforderungen auskommt, stellen sich komplexe Fragen nach einer angemessenen Auswahl und Einbettung von Flexibilität im aktuellen und zukünftigen Stromsystem. Herr Dr. Weibelzahl adressiert in seiner Forschung ebendiese Fragestellungen und entwickelt dabei entscheidungsunterstützende Systeme, insbesondere unter Verwendung von Methoden aus dem Operations Research, der mathematischen Optimierung und der Wirtschaftsinformatik. Anwendung finden sich insbeson- dere im Bereich der Gestaltung moderner Strommärkte (Market Design), um Freiheitsgrade neuer Technologien bei Koordinations- und Kooperationsproblemen in und für Stromsysteme bestmöglich zur Erreichung (nachhaltiger) Ziele nutzen zu können.

Herr Dr. Weibelzahl ist im Forschungsprojekt SynErgie (Synchronisierte und energieadaptive Produktionstechnik zur flexiblen Ausrichtung von Industrieprozessen auf eine fluktuierende Energieversorgung) tätig, welches im Rahmen der Kopernikus-Projekte für die Energiewende des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit über 10 Mio. pro Jahr über bis zu 10 Jahre gefördert wird. In einem Konsortium von über 80 Partnern stellt das Kernkompetenzzentrum Finanz- & Informationsmanagement der Universität Bayreuth eine von 7 Führungsinstituten dar und verantwortet insbesondere den Bereich Markt- und Stromsystem. Im Projekt arbeiten die energieintensivsten Unternehmen mit solchen aus Maschinenbau und IT bis hin zur Strombörse und Netzbetreibern zusammen. Herr Dr. Weibelzahl nimmt hier eine wichtige Führungs- rolle im Lenkungskreis ein. Er schlägt dabei eine wertvolle Brücke zwischen Wissenschaft und energiewirtschaftlicher Praxis.

In dem zweiten von Herrn Dr. Weibelzahl aufgebauten Forschungsbereich geht er einem anderen fundamentalen Umbruch nach, nämlich der Mobilitätswende hin zu Elektro-Autos.

Batterie-Nutzung und -Ladung erfordern nicht nur eine geeignete Infrastruktur, sondern auch die Steuerung in digitalen Netzen. Aufgrund der besonderen technischen Eigenschaften elektrischer Energie werden mit steigender Anzahl von Elektro-Autos und Ladesäulen neuartige Mechanismen zur mengen- und preismäßigen Abstim- mung von Angebot und Nachfrage benötigt. So kann es für Besitzer von Elektro-Fahrzeugen beispielsweise sinnvoll sein, aktuell nicht benötigte Ladekapazitäten anderen Verbrauchern auf entsprechenden Märkten anzubieten. Dies kann zu einem sehr wichtigen Treiber der Mobilitätswende werden, setzt aber hochkomplexe Steuerungsmechanismen sowie deren digitale Umsetzung voraus.

Auch hier stellen sich somit komplexe Fragen nach der Nutzbarmachung neuer Freiheitsgrade im Zuge der Dekarbonisierung und einer steigenden Sektorenkopp- lung, welche wiederum höchst relevante Rückkopplungen auf die Frage nach der Gestaltung von Märkten besitzen.

Die Transformation zu einer immer stärker vernetzten und digitalisierten Welt und die damit verbundenen Vorbe- halte und Ängste einiger Mitglieder der Gesellschaft sind darüber hinaus soziologisch spannend. Dr. Weibelzahl widmet sich auch diesem Aspekt, der für eine Akzeptanz neuer Technologien elementar ist.

In beiden Forschungsgebieten ist Dr. Weibelzahl u.a. durch seine Publikationsleistung in namhaften Zeitschriften international sichtbar und gut vernetzt. Da die Energie- wende nur gemeinsam mit anderen Ländern gelingen kann, sollen durch einen länderübergreifenden Diskurs schlussendlich Chancen im Rahmen der Energiewende erarbeitet werden. Dazu ist auch die Einbindung von Unternehmen notwendig. Es ist deshalb folgerichtig, dass Dr. Weibelzahl mit an dem gemeinsamen Thesenpapier der Universität Bayreuth, der Projektgruppe Wirtschafts- informatik des Fraunhofer FIT und der TenneT TSO GmbH arbeitet, das neue Anstöße in der Diskussion über die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft liefert und die Zusammenarbeit der drei in Bayreuth ansässigen Partner weiter vorantreibt.

Wichtigste Stationen des Lebenslaufes

Martin Weibelzahl, geboren am 10. Juni 1987 in Nürnberg, studierte ab dem Wintersemester 2007/2008 im
Bachelor Wirtschaftswissenschaften und parallel den Masterstudiengang Economics an der Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg (FAU  Erlangen-Nürnberg). Sein kombiniertes Bachelor- und Masterstudium schloss er im Jahr 2011 in Rekordzeit nach nur sieben Semestern ab. 2016 wurde er ebenfalls an der FAU zum Thema “Approaches to Congestion Management in Electricity Networks: Equilibrium Models, Mathematical Analyses, and Computational Results” promoviert.

Nach einer Station als Postdoktorand an der RWTH arbeitet Herr Dr. Weibelzahl seit 2018 als Habilitand am Kern- kompetenzzentrum Finanz- & Informationsmanagement wo er bereits eigene Teamverantwortung hat. Daneben engagierte sich Herr Dr. Weibelzahl ehrenamtlich in der Geflohenenhilfe.


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